Bei einer Hernie handelt es sich um einen Bauchdeckenbruch. Dabei treten Eingeweide durch eine Lücke aus der Bauchhöhle aus. Diese Lücke in den tragenden Bauchwandschichten kann angeboren oder erworben sein, wofür es unterschiedliche Gründe geben kann. Abhängig von der Lokalisierung in der Bauchwand und der zugrunde liegenden Ursache werden die Weichteilbrüche in der Hernienchirurgie unter anderem in einen Leistenbruch (Leistenhernie), einen Nabelbruch (Nabelhernie), Narbenbruch (Narbenhernie), einen Bauchwandbruch (Bauchwandhernie) und in die Sportlerhernie unterteilt. Unabhängig von der Art weist jede Hernie bestimmte Merkmale auf.
Merkmale eines Bauchdeckenbruchs
- Bruchpforte: Voraussetzung für eine Hernie ist eine Bruchpforte. Sie entsteht durch eine Schwachstelle in der Bauchwand, die angeboren oder im Laufe eines Lebens entstanden sein kann. Mögliche Gründe sind Husten, Sport, schwere körperliche Arbeit, eine chronische Bronchitis, eine Bindegewebsschwäche sowie Erkrankungen, die mit einer Steigerung des Bauchdrucks einhergehen.
- Bruchsack: Durch die Bruchpforte entsteht ein Bruchsack, der aus Bauchfell und entsprechendem Inhalt besteht. Der Bruchsack wird durch den Bauchdruck nach außen gedrückt.
- Bruchsackinhalt: Der Bruchsackinhalt besteht meistens aus Bauchfett oder aus Anteilen des Darms, zum Beispiel Teilen des Dünndarms oder Dickdarms. Grundsätzlich ist es möglich, dass alle beweglichen Bauchorgane, zu denen unter anderem der Magen und die Blase gehören, Inhalt von Hernien sein können.
Hernien-Arten
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Dr. med.
Ana Blanco
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Leistenbruch / Leistenhernie
Bei 75 Prozent aller Bauchdeckenbrüche handelt es sich um eine Leistenhernie. Sie ist die mit Abstand häufigste Hernienform. In neun von zehn Fällen sind Männer betroffen. Dabei treten Baucheingeweide durch eine Bruchstelle in der Leistengegend aus, wobei die Baucheingeweide noch durch einen Teil des Bauchfells bedeckt sind. Abhängig davon, wo sich die Bruchstelle befindet, wird zwischen einem direkten und einem indirekten Leistenbruch unterschieden. Indirekte Leistenbrüche liegen, im Gegensatz zu direkten Leistenbrüchen, weiter außerhalb. Sie können angeboren sein oder durch äußere Einwirkungen zustande kommen. Indirekte Leistenbrüche verlaufen immer durch den Leistenkanal, wobei sie bei Männern bis zum Hodensack und bei Frauen bis in die großen Schamlippen reichen können. Unter Umständen können sie stark anschwellen.
Nabelbruch / Nabelhernie
Eine Nabelhernie tritt auf, wenn es zu einer Lücke oder einem Riss in den Bindegewebshüllen der Bauchwand kommt, insbesondere im Bereich des Bauchnabels. Entgegen der Namensgebung handelt es sich also nicht um einen Bruch des Nabels. Stattdessen entstehen der Riss oder die Lücke im Nabelbereich, in der sogenannten Bauchwandfaszie. Dabei handelt es sich um die Bindegewebshülle, die die Bauchwand stabilisiert. Nabelhernien sind äußerlich sichtbar durch eine Vorwölbung im Nabelbereich und verursachen meistens keine Beschwerden. Bauchschmerzen werden erst dann ausgelöst, wenn sich Teile der Bauchorgane durch die Lücke schieben und schlimmstenfalls eingeklemmt werden. Nabelbrüche zählen zu den sogenannten äußeren Hernien, den Brüchen der Bauchwand. Daneben gibt es innere Hernien, zu denen beispielsweise der Zwerchfellbruch gehört.
Hinter dem Bauchnabel befinden sich lediglich eine dünne Faszie sowie etwas Bindegewebe. Insoweit ist der Bauchnabel eine Schwachstelle in der Bauchwand, die unter bestimmten Voraussetzungen nachgeben kann. Die durch den Nabelbruch entstandene Lücke ist die sogenannte Bruchpforte. Stülpt sich nur das Bauchfell als innerste Schicht der Bauchwand durch den Spalt, entsteht eine Ausstülpung, die Bruchsack genannt wird und meistens keine Schmerzen verursacht. Anderes gilt, wenn sich der Druck im Bauchraum erhöht. Dann können sich Teile der Bauchorgane durch die Öffnung in den Bruchsack schieben, was als Bruchinhalt bezeichnet wird. Dann kann es zu Schmerzen kommen, die sich bei Einklemmen der Organe verschlimmern und lebensgefährlich sein können.
Narbenbruch / Narbenhernie
Narbenhernien können sich nach einer Operation in der Bauchregion im Bereich der Operationsnarbe bilden. Meist haben sie keine ernsthaften Folgen. Sie können jedoch sehr unangenehm sein. Nach einer Operation können Monate, ja sogar Jahre vergehen, bis es zu einem Narbenbruch kommt. Zunächst kann sich eine leichte Wölbung im Bereich der Narbe bilden, die bei Husten oder körperlicher Anstrengung hervortritt und im Ruhezustand wieder verschwindet. Die Wölbung kann im Laufe der Zeit größer werden und zu schmerzen beginnen. Sehr selten kommt es zum Absterben von Gewebe oder zu einem Darmverschluss, wenn Teile des Darms aufgrund des Narbenbruchs in der entstandenen Lücke eingeklemmt werden. Bei großen Narbenhernien können die Beweglichkeit oder die Atmung beeinträchtigt werden. Bauchnarben sind dann eine Schwachstelle, wenn der Bauchdeckenschnitt nicht fest zusammenwächst.
Die meisten Narbenbrüche treten nach offenen Bauchoperationen auf, bei denen in der Mitte des Bauchs ein großer Längsschnitt gesetzt wurde. Insoweit können die Nahttechnik und die Art der Narbe die Narbenhernie begünstigen. Ein höheres Alter, Wundheilungsstörungen und Begleiterkrankungen gehören zu den Faktoren, die das Risiko von Narbenbrüchen zusätzlich erhöhen. Bei Menschen mit starkem Übergewicht ist das Risiko eines Narbenbruchs größer, da der Bauchinnendruck höher und die Belastung der Narbe intensiver ist.
Bauchwandbruch
Ein Bauchwandbruch ist ein epigastrischer Bruch, auch epigastrische Hernie genannt, die zu den seltenen Eingeweidebrüchen der Bauchwand gehört. Lediglich vier Prozent aller Bauchwandbrüche gehören zu den epigastrischen Brüchen, wobei Frauen und Männer gleichermaßen betroffen sind. Oftmals treten epigastrische Brüche um Operations- und Verletzungsnarben auf, die infolge von Druck- oder Zugbelastungen auftreten.
Symptomatisch für alle Bauchwandbrüche ist, dass es zu einer Bruchlücke, einem Bruchsack und zu Bruchinhalt kommt. Die Bruchlücke von Bauchwandbrüchen befindet sich zwischen dem Bauchnabel und dem unteren Ende des Brustbeins, die insoweit eine Schwachstelle der Bauchwand im Bereich der Mittellinie ist. Dabei können sich Baucheingeweide durch die Lücke nach außen vorwölben.
Sportlerhernie
Sportlerhernien treten insbesondere bei Sportarten wie Golf, Tennis, Leichtathletik, Eishockey und Fußball auf und können die Lebensqualität der Betroffenen deutlich beeinträchtigen. Ursächlich ist eine chronische Überbeanspruchung, die mit einer Zunahme der Scherkräfte – einer Verschiebung von Hautschichten – im Bereich des Beckens sowie der Beinmuskulatur einhergeht. Dabei kann es zu einem Verlust der Rotationsstabilität der Bauchwandmuskulatur kommen. Auch eine angeborene Leistenschwäche kann Sportlerhernien bedingen ebenso wie eine muskuläre Verletzung im Leistenbereich, die die Hüft- und Leistenbiomechanik verändern kann.
Für Sportlerhernien symptomatisch kann ein einseitiger diffuser Leistenschmerz sein, der sich mit der Zeit verstärkt und in die Oberschenkel und den Genitalbereich ausstrahlen kann. Unter anderem kann es auch zu einem Druckschmerz im Leistenkanal oder zu druckschmerzhaften Hüftadduktoren kommen. Leitsymptome sind die tastbare schmerzhafte Hinterwand des Leistenkanals sowie eine hohe Empfindlichkeit im Bereich des Schambeins, wobei die Schmerzen in den Genitalbereich und in den Oberschenkel ausstrahlen. Verstärkt werden sie durch sexuelle Aktivitäten, durch Sit-ups, plötzliche Belastungen, Husten und Niesen.
Symptome einer Hernie
Die Symptome einer Hernie sind abhängig von der Größe des Bruchs sowie von der Lokalisation. In vielen Fällen beginnt die Symptomatik mit einem leichten Ziehen insbesondere bei Belastungen, zum Beispiel bei schwerer körperlicher Arbeit oder beim Sport. In Ruhepositionen verschwinden diese Schmerzen nahezu vollständig. Ein weiterer Hinweis auf eine Hernie können Schmerzen beim Aufstehen aus dem Sitzen oder beim Husten sowie Stuhlveränderungen sein. Bei Sportlern können anhaltende Leistenschmerzen, die denen einer Leistenzerrung ähneln, auf eine Hernie hindeuten. Klassisches Symptom einer Hernie ist eine Vorwölbung im Bereich der Bauchdecke, die sichtbar und auch tastbar ist. Meistens wird sie von einem meist brennenden oder ziehenden Schmerz begleitet. Das gilt insbesondere für die Entstehungsphase einer Hernie.
Besteht sie schon länger und weist sie eine größere Bruchlücke auf, treten oftmals keine Schmerzen auf. Grund ist, dass der Bruchinhalt vor- und zurückgleiten kann. Bei einer kleineren Bruchpforte ist das Risiko des Einklemmens höher als bei größeren Bruchpforten. Gleitet der Bruchsackinhalt durch die Bruchpforte, die sich aufgrund des Druckes weitet, nach außen und lässt dieser Druck nach, verengt sich der Kanal, sodass die hernierten Eingeweide nicht mehr in ihre ursprüngliche Lage zurückkehren können. Auf diese Weise kann Gewebe eingeklemmt werden, was zu heftigen Schmerzen führen oder sogar Erbrechen auslösen kann.
Dann ist es wichtig, sofort einen Arzt aufzusuchen, da es sich um einen medizinischen Notfall handelt. Denn es kann innerhalb weniger Stunden zu einem Absterben des betroffenen Darmabschnitts kommen, was sich schlimmstenfalls zu einer lebensbedrohlichen Situation entwickeln kann. Tritt der medizinische Notfall in der Nacht oder am Wochenende ein, sollte sofort eine Klinik aufgesucht werden, da oftmals nur eine Operation hilft. Wer zu spät einen Arzt aufsucht, muss mit irreversiblen Schäden rechnen, sodass eine Bruchoperation allein nicht mehr ausreicht. Dann kann es passieren, dass auch Teile des Darms entfernt werden müssen. In schlimmen Fällen kommt es zu einer Bauchfellentzündung, die ebenfalls lebensbedrohlich sein kann.
Die Ursachen einer Hernie
Das Bauchfell ist eine dünne Hautschicht und überzieht die Leber, den Magen, die Milz, die innere Bauchwand und den Darm und sorgt dafür, dass diese Organe flexibel sind. Sobald Bauchfell durch eine Lücke der Bauchmuskeln aus dem Bauchraum austritt, entsteht ein Bruchsack, durch den die Bauchorgane nach außen gelangen können. Der Bildung einer Hernie liegt insoweit ein biomechanischer Entstehungsmechanismus zugrunde. Werden die Bauchmuskeln angespannt oder erhöht sich der Druck im Bauchraum, werden die im Bauch befindlichen Eingeweide gegen Lücken in der Bauchwand gepresst.
Diese Lücken können unter anderem bedingt sein durch eine erworbene oder angeborene Bindegewebsschwäche, wobei letztere die Folge einer Kollagenreifungsstörung sein kann. Die Ursache für eine erworbene Bindegewebsschwäche kann altersbedingt sein und beispielsweise im Zusammenhang mit der Abnahme und dem Abbau von Kollagen stehen. Eine Hernie manifestiert sich oftmals nach einem sogenannten Hebetrauma, aufgrund eines chronischen Hustens, durch Pressen, durch eine chronische Verstopfung oder auch durch Tumore. Eine Schwangerschaft, eine Gewichtszunahme beziehungsweise Übergewicht sowie Lebererkrankungen mit Bauchwasserbildung können ebenfalls für die Erhöhung des Bauchinnendrucks verantwortlich sein und die Entstehung einer Hernie begünstigen.
Diagnose einer Hernie
Die Hernie kann durch eine eingehende körperliche Untersuchung diagnostiziert werden. Dabei geht es um die Frage, welche Art von Bruch vorliegt und wie ausgedehnt er ist. Ist der klinische Befund nicht eindeutig, oder handelt es sich um einen kleinen Bruch, kann eine Ultraschalluntersuchung ergänzend hinzugezogen werden, die Klarheit bringt. Bisweilen werden auch Röntgenbilder mit und ohne Kontrastmittel angefertigt. Bei komplexen Bauchwandbrüchen und um eine Operation exakt zu planen, ist oftmals eine Bauchdecken-Computertomographie (CT) sinnvoll. In seltenen Fällen ist auch eine Magnetresonanz-Tomographie (MRT) angeraten.
Einer möglichen Operation geht immer ein Gespräch mit einem unserer spezialisierten Chirurgen voraus. Der Patient wird über die geplante Operation informiert und über mögliche Komplikationen sowie den postoperativen Verlauf aufgeklärt. Gleiches gilt für das geplante Narkoseverfahren. Diesbezüglich wird der Patient über mögliche Risiken informiert und darüber, ob die Operation als Lokalanästhesie oder in Vollnarkose durchgeführt wird.
Wichtig ist, dass Patienten nach der Diagnose die Anweisungen beziehungsweise Empfehlungen des behandelnden Arztes genau befolgen. Das gilt vor allem in Bezug auf sportliche und körperliche Aktivitäten sowie die Arbeit. Manchmal ist es sinnvoll, ein Bauchwandmieder zu tragen. Nicht empfehlenswert sind dagegen Bruchbänder, die punktuell Druck auf die Leisten ausüben. Sie können Einklemmungen nicht verlässlich verhindern und überdies Hautschädigungen verursachen. Insgesamt sollte alles vermieden werden, wodurch der Druck in der Bauchhöhle erhöht wird.
Eine Hernie behandeln
Die moderne Hernienchirurgie erfordert ein hohes Maß an Spezialisierung. Grund sind die zunehmende Zahl komplexer Fälle sowie neu entwickelte verschiedenartige Techniken unter Zuhilfenahme von Netzmaterialien und Fixationselementen. Unsere Hernien Experten verfügen über Kompetenz, Spezialisierung und Erfahrung und werden die für Sie passende Therapie auswählen.
Bei der Versorgung von Leistenbrüchen sind die früher oftmals angewandten nahtgestützten Verfahren durch netzgestützte Verfahren weitgehend abgelöst worden. Anderes gilt für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, bei denen nahtgestützte Verfahren aus Gründen der Stabilität weiterhin angewandt werden. Abhängig von der Beschaffenheit der Hernie kommen minimal-invasive Verfahren über die Bauchhöhle oder die Bauchdecke zum Einsatz, zum Beispiel bei beidseitigen Leistenbrüchen, bei Frauen, bei sportlich aktiven Personen oder bei Rückfällen, sogenannten Rezidiven. Die Wahl des jeweiligen Verfahrens – Nahtverfahren oder netzgestütztes Verfahren – ist jeweils abhängig von der Größe des Bruchs, patientenabhängigen Faktoren sowie von der Beschaffenheit der Bauchwand. Narbenhernien werden beispielsweise mit Netzen versorgt. Dabei handelt es sich um selbst auflösende Netze auf synthetischer Basis, die auf unterschiedliche Weise implantiert werden.
Was geschieht nach einer Operation?
Bereits kurz nach einer Operation darf der Patient aufstehen. Allerdings werden die volle Belastbarkeit und ein Ende des Heilungsprozesses erst drei bis vier Monate später erreicht. Bis dahin sollten körperliche Belastungen sowie Pressen vermieden werden. Längeres Gehen ist ab dem zehnten Tag möglich, Schwimmen ab der dritten Woche, Radfahren ab der vierten bis sechsten Woche und Skifahren sowie Tennis ab der achten bis zwölften Woche. Die durchschnittliche Arbeitsunfähigkeit liegt bei rund acht bis vierzehn Tagen.