Skoliose Sprechstunde

Die idiopathische (ohne erkennbare Ursache, unabhängig von anderen Krankheiten entstandene) Skoliose ist eine dreidimensionale Achsabweichung der Wirbelsäule mit einer Seitabweichung in der Frontalebene (Cobb-Winkel) von mehr als 10°, einer Fehlrotation und einer Störung des seitlichen Profils der Wirbelsäule.

 

Der Begriff Skoliose leitet sich vom altgriechischen Wort „skoliosis“ für „Krümmung“ ab. Vereinfacht können Skoliosen somit als Wirbelsäulenverkrümmungen bezeichnet werden.

 

Im Gegensatz zu einer gesunden Wirbelsäule, die sich nach vorne und nach hinten biegt, krümmt sich die Wirbelsäule bei einer Skoliose auch zur Seite, teilweise begleitet von einer strukturellen Verformung der Wirbelkörper. Neben der seitlichen Krümmung der Wirbelsäule sind bei Skoliosen auch die einzelnen Wirbelknochen sowie die Wirbelsäule als Ganzes entlang ihrer Längsachse verdreht (Fehlrotation).

 

Als Maß für die Beurteilung des Schweregrades von Skoliosen dient der sogenannte Cobb-Winkel, benannt nach dem US-amerikanische Orthopäden John Robert Cobb. Der Cobb-Winkel kann durch die Aufnahme eines Röntgenbildes ermittelt werden und zeigt die Stärke der seitlichen Verkrümmung der Wirbelsäule an. Abhängig davon, auf welche Seite die Wirbelsäule gekrümmt ist, existieren links- beziehungsweise rechtskonvexe Skoliosen.

 

Welche Form der Skoliose Sie betrifft und welche Therapie am sinnvollsten für Sie ist, bespricht unser Skoliose Experte gern persönlich mit Ihnen in unserer Skoliose Sprechstunde.

Unsere Experten

Profil Dr. Akbar

Prof. Dr. med.
Michael Akbar

Orthopädie

 

Schwerpunkt Wirbelsäule

Chirurgischer Ärztlicher Direktor der MEOCLINIC

Profil Dr. Akbar

Prof. Dr. med.
Michael Akbar

Spine and Scoliosis Specialist

Profil Dr. Akbar

Prof. Dr. med.
Michael Akbar

Spine and Scoliosis Specialist

Symptome der Skoliose

Skoliosen können mit vielfältigen Symptomen einhergehen, die sowohl sichtbarer als auch unsichtbarer Natur sind. Bei einer leichten Ausprägung fällt die Verkrümmung der Wirbelsäule kaum auf. In schwereren Fällen von Skoliose können die anatomischen Verformungen jedoch deutlich zu Tage treten. Sichtbare Zeichen einer Skoliose können eine schiefe Kopfhaltung, unterschiedlich tief hängende Schultern, ein herausragendes Schulterblatt, der Rippenbuckel, die Lendenwulst, ein schiefer Rücken mit unterschiedlich ausgeprägten Taillendreiecken und bei extrem ausgeprägten Formen der Skoliose ein schief stehendes Becken sein.

 

Symptomatisch für schwere Skoliose-Fälle ist vor allem der sogenannte Rippenbuckel. Er zeigt sich auf der Seite des Rückens, zu der sich die Wirbelsäule krümmt. Die verdrehten Wirbelkörper sorgen für Zugkräfte an den Rippen, was wiederum zu einer Wölbung des Brustkorbs am Rücken führt. Ein Rippenbuckel tritt ab einem Cobb-Winkel von etwa 40 Grad auf.

 

Ein weiteres Anzeichen einer Skoliose sind Muskelwulste im Hals- oder Lendenwirbelbereich. Diese werden durch die von der Skoliose verursachte Verschiebung der Wirbelsäulenmuskulatur verursacht. Lendenwulste sind in der Regel ab einem Cobb-Winkel von 60 Grad sichtbar.

 

Die meisten Skoliose-Symptome treten erst schleichend und schrittweise in einem höheren Lebensalter auf, wobei das Ausmaß der Symptome abhängig ist von der Stärke der Wirbelsäulenkrümmung. Aufgrund der Tatsache, dass leichte Skoliosen in den wenigsten Fälle Schmerzen verursachen, wird die Krankheit häufig erst zu einem späteren Zeitpunkt diagnostiziert. Im Verlauf des Krankheitsfortschritts haben Skoliose Betroffene immer größere Probleme ihren Rücken gerade zu halten und nehmen folglich beim Stehen und Sitzen eine gekrümmte Haltung ein.

 

Bei ausgeprägten Skoliosen kann es  zu schmerzhaften Reizungen an den Muskelsehnenansätzen kommen, die wenigsten Patienten mit einer idiopathischen Skoliose haben Schmerzen (<30%).

 

Bei stark ausgeprägten Skoliosen führt die starke Verkrümmung der Wirbelsäule zu einer Verformung der Brust- und Bauchhöhle. In schwerwiegenden Fällen kann eine Skoliose mit Einschränkungen der Herz-, Lungen-, Magen- und Darmfunktion einhergehen. Studien haben belegt, dass ein direkter Zusammenhang zwischen dem Schweregrad von Skoliosen und der Lungenfunktion besteht. Als Folge der verminderten Lungenkapazität kommt es in schweren Skoliose-Fällen zu einem Rückstau des Blutes ins Herz, was zu einer krankhaften Vergrößerung des Herzens führen kann. Patienten mit schwerwiegender Skoliose können vor allem bei Belastung unter Atemnot leiden und klagen häufig über Herzrasen.

 

Ursachen der Skoliose

Schätzungen gehen davon aus, dass mehr als 80 Prozent aller Skoliosen idiopathisch und somit nicht auf eine bekannte Ursache zurückzuführen sind. Es wird jedoch vermutet, dass Skoliosen zu den multikausalen Krankheiten zählen, die durch das Zusammentreffen mehrerer Faktoren ausgelöst werden.

 

Die idiopathische Skoliose tritt in der Regel bei gesunden Kindern und Jugendlichen vor allem im präpubertären Wachstumsschub auf. Mädchen sind häufiger von Skoliose betroffen als Jungen. Am häufigsten wird die Skoliose in der Adoleszenz (Alter über 10 Jahre) diagnostiziert, seltener und mit einer schlechteren Prognose (erhöhtes Krummungsgradrisiko) die Skoliosen zwischen den 4.- 10. Lebensjahr und unterhalb des 4. Lebensjahrs.

 

Die idiopathische Skoliose stellt eine Wachstumsstörung dar. Während den Phasen des schnellen Wachstums ist eine Verschlechterung der Skoliose im Sinne einer Zunahme des Cobb-Winkels sowie der rotatorischen Komponente wahrscheinlich.

 

Entsprechend ist die Kenntnis der unterschiedlichen Phasen des menschlichen Wachstums für die Behandlung der idiopathischen Skoliose entscheidend.

 

Die Ursachen idiopathischer Skoliosen sind vor allem in Zeiten des jugendlichen Wachstums zu suchen. Pubertäre Wachstumsschübe können krankhafte Krümmungen der Wirbelsäule auslösen. Darüber hinaus gibt es jedoch auch Anzeichen, dass genetische Faktoren eine Rolle in der Vererbung von Skoliose haben könnten. Skoliosen treten Studien zufolge gehäuft bei blutsverwandten Familienangehörigen auf.

 

Neben den idiopathischen Skoliosen existieren in rund 10 Prozent der Fälle sogenannte sekundäre Skoliosen, bei denen die Ursache bekannt ist. Die neuromuskulären Skoliosen werden unterteilt in neuropathisch und myopathisch. Bei neuropathischen Skoliosen führt ein geschädigtes Nervensystem zu einer Verkrümmung der Wirbelsäule, die nicht mehr vollständig durch die die Wirbelsäule stabilisierenden Muskeln kompensiert werden können. Myopathischen Skoliosen liegen Muskelerkrankungen, häufig vererbbare Muskelschwächekrankheiten, zugrunde. Die mit dem Verlust der Muskelsteuerung assoziierte Muskeldysbalance führt zum Kollabieren der Wirbelsäule mit einer übermäßigen asymmetrischen Belastung der Wirbelkörper, damit verbundenen asymmetrischen Wirbelkörperwachstum und knöchernen Verformung der Wirbelkörper.

 

Neben den angeführten Erkrankungen können zahlreiche andere Krankheitsbilder zur Ausbildung von Skoliosen führen. Eine weitere sekundäre Skoliose ist die kongenitale Skoliose (Fehlbildungsskoliose). Die Fehlbildungsskoliosen sind Deformitäten der Wirbelsäule in der Frontalebene, die durch Formationsstörungen und Segmentationsstörungen der Wirbelkörper und der Bandscheiben ausgelöst werden. Die Fehlbildungen der Wirbelkörper und der Bandscheiben sind sehr variabel ausgeprägt. Durch die Formationsstörung (Halbwirbel) und/oder Segmentationsstörung (nicht erfolgte Trennung der Wirbelkörper in der Embryonalzeit) und damit verbundenem asymmetrischem Wachstum entwickelt sich eine Seitkrümmung der Wirbelsäule. Im Allgemeinen ist die Fehlbildungsskoliose insbesondere während der Wachstumsschübe stark progredient.

 

Therapie der idiopathischen Skoliose

Leichtere Skoliose-Fälle (10-20 Grad) werden in der Regel mit Krankengymnastik und Sport, mittelschwere Skoliose-Fälle (>20 Grad) mit einem Cheneau -Korsett behandelt. Die Korsetttherapie wird immer von Krankengymnastik und Sport begleitet. In schweren Skoliose-Krankheitsfällen (>40 Grad) ist eine Operation erforderlich. Die Wahl der Therapieform ist immer abhängig vom Ausmaß, der Ursache und der Lage der Wirbelsäulenkrümmung. Außerdem spielen das Alter (Wachstumspotenzial) und die körperliche Verfassung des Patienten eine wesentliche Rolle bei der Behandlung der Skoliose.

 

Das Ziel einer Skoliose-Therapie ist die Rückbildung beziehungsweise die Eindämmung der Krankheit. Für Kinder und Jugendliche legt eine Leitlinie die Zielsetzung fest, dass der Cobb-Winkel bei Beendigung des Wachstums unter 40 Grad liegen sollte. Demnach ist eine operative Skoliose-Therapie nicht erforderlich.

 

Bei Jugendlichen mit mittelschweren Skoliose-Fällen (mit einem Cobb-Winkel von 20-50 Grad) wird meist ein Korsett eingesetzt, um die Wirbelsäulenverkrümmung aufzuhalten und wachstumslenkend wenn möglich rückzubilden. Ein Skoliose-Korsett wird für Patienten maßgeschneidert und besteht aus Zonen mit Druckpolstern und Freiräumen. Das Korsett wird mit Gurten am Körper angebracht, um die Wirbelsäule wieder in ihre natürliche Form zurückzuführen. Beim abgeschlossenen Knochenwachstum kommt ein Korsett zur Behandlung einer Skoliose nicht  zum Einsatz.

 

In Fällen, in denen eine frustrane konservative Skoliose-Therapie durch Krankengymnastik und eine Korsett-Behandlung nicht den gewünschten Therapiererfolg verspricht, muss die Wirbelsäulenverkrümmung durch einen operativen Eingriff korrigiert werden. Vor allem bei Patienten mit einer starken Verkrümmung (Cobb-Winkel von über 40 Grad) ist eine Operation unumgänglich. Für Kinder und Jugendliche mit einem großen Wachstumspotential und einer stark ausgeprägten Skoliose (frustrane Korsetttherapie) wurden in den letzten Jahren spezielle Operationstechniken (magnetisch kontrollierte Wachstumsstäbe, Vertebral Body Tethering (VBT)- auch Ventrale Dynamische Skoliose Korrektur genannt) entwickelt, die ein möglichst ungehindertes natürliches Wachstum der Wirbelsäule nach dem operativen Eingriff erlauben. Das vorhandene Wachstumspotential muss unbedingt in die Skoliose Therapiestrategie einbezogen werden.

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