Zystektomie

Die Entfernung der Harnblase ist für viele Betroffene ein nicht immer leicht zu akzeptierender operativer Eingriff. Dies gilt insbesondere dann, wenn der Harn anschließend über einen äußeren Urinbeutel gesammelt werden muss. Heute existiert aber eine Reihe von alternativen Techniken, durch welche dieses sogenannte Stoma vermieden werden kann. Unsere Fachärzte aus der Urologie unserer MEOCLINIC in Berlin besprechen mit Ihnen ausführlich die für Ihren individuellen Fall bestehenden Möglichkeiten und informieren Sie sorgfältig über den geplanten Ablauf.

Was ist eine Zystektomie?

Als Zystektomie bezeichnen unsere Spezialisten die operative Entfernung der Harnblase. Sie unterscheiden hier grundsätzlich zwischen einer einfachen und radikalen Harnblasenentfernung. Bei einer einfachen Zystektomie wird die Harnblase partiell oder komplett gemeinsam mit den umliegenden Lymphknoten entfernt. Bei einer radikalen Operation werden abhängig vom Geschlecht zusätzlich angrenzende Strukturen entnommen. So werden beim Mann die Prostata und Bläschendrüse (Samenblasen), bei der Frau die Gebärmutter, die Eileiter sowie gegebenenfalls die Vorderwand der Vagina entfernt.

In welchen Fällen wird eine Harnblasenentfernung erforderlich?

Die einfache Zystektomie kann in Einzelfällen bei schweren Verlaufsformen chronischer Blasenentzündungen (interstitielle Zystitis, Strahlenzystitis) als ultima ratio erforderlich werden, um das erkrankte Gewebe zu entfernen und so die Beschwerden nachhaltig auszuschalten. Die Option wird Ihr Arzt aber erst in Betracht ziehen, wenn eine konventionelle Behandlung nicht erfolgreich war. Auch bei einer auf die Harnblase beschränkter Krebserkrankung kann eine einfache Blasenentfernung durchgeführt werden.

Häufig wird allerdings eine radikale Harnblasenentfernung erforderlich. Diese stellt insbesondere bei einem muskelinvasivem (in die Muskelschicht eingewachsenen) Blasenkrebs die Standardmethode dar. Denn in vielen Fällen sind bei diesem bereits die Nachbarorgane betroffen. Welche der umliegenden Organe von unserem Facharzt hier chirurgisch entfernt werden müssen, ist von der spezifischen Ausbreitung und Beschaffenheit des Blasenkrebs abhängig. Zur genauen Operationsplanung wird unser Spezialist daher im Vorfeld ein genaues „Staging“ durchführen, das insbesondere bildgebende Verfahren zur Visualisierung des Blasenkrebses umfasst.

Allgemeiner Ablauf der Operation

Der Eingriff kann in zwei Abschnitte unterteilt werden. In einem ersten Teil entfernt unser Spezialist die Harnblase und in einem zweiten Teil stellt er eine neue Harnableitung her. Da es sich um einen größeren Eingriff handelt, müssen Sie für die Operation stationär bei uns in der Urologie in Berlin aufgenommen werden. Im Vorfeld des Eingriffs wird unser Urologe ein Aufklärungsgespräch mit Ihnen führen, bei welchem Sie über den Ablauf, die eingesetzten Operationstechniken und Risiken informiert werden.

1. Entfernung der Harnblase

Die Operation selbst findet in Rückenlage und in der Regel unter Vollnarkose statt. Sie dauert durchschnittlich zwischen drei und fünf Stunden. Der Zugang kann über einen Längsschnitt vom Schambein bis zum Bachnabel erfolgen. Nach dem Schnitt werden die Darmschlingen mit einem Haken vom assistierenden Operateur zur Seite gehalten. Zunächst werden dann die in der Beckenhöhle befindlichen Lymphknoten entfernt. Dann werden die die Harnblase versorgenden Blutgefäße mit einem Faden (Ligatur) abgebunden und mit einer Schere oder Lasermesser durchtrennt. In einem nächsten Schritt werden die Harnleiter von der Harnblase und dann die Harnblase von ihrer Verankerung im Gewebe getrennt und entfernt. Abschließend werden mögliche Blutungen gestillt.

2. Herstellung der neuen Harnableitung

In der Harnblase wird der von den Nieren produzierte Urin bis zur Blasenentleerung gespeichert. Da nach der Entfernung der Harnblase dieses Reservoir für den Urin fehlt, wird eine künstliche Harnblase erforderlich. Während der Operation muss unser Urologe entsprechend auch eine neue Harnableitung herstellen und die Harnblase rekonstruieren. Das Ziel eines jeden Blasenersatzes ist der Erhalt der Nierenfunktion. Im Idealfall kann die neue Harnblase auch wieder mit der Harnröhre verbunden werden (= Neoblase oder orthotoper Blasenersatz). Hierfür stehen verschiedene Techniken zur Verfügung. Welche letztendlich bei Ihnen zum Einsatz kommen, hängt davon ab, wie viele Gewebeanteile betroffen sind und daher entfernt werden müssen.

Muss unser Spezialist beispielsweise nur einen Teil der Harnblase entfernen, kann er die verkleinerte Harnblase durch Darmanteile ersetzen (= supratrigonale Zystektomie und Augmentation mit Darm). Das Verfahren heißt supratrigonale Zystektomie, weil bei diesem das sogenannte Trigonum erhalten bleibt. Als Trigonum bezeichnen Mediziner ein am Blasengrund lokalisiertes dreieckiges Schleimhautfeld zwischen den beiden Harnleitern und dem Harnröhrenabgang. Diesen Bereich kann unser Operateur durch Abschnitte des Dünndarms operativ erweitern (= Augmentation) und so die Harnblase durch eine sogenannten Ileumneoblase rekonstruieren. Diese setzt unser Chirurg an die Stelle der ursprünglichen Blase und verbindet sie mit der Harnröhre. Den Urin entleeren Sie wie vor dem Eingriff über die Harnröhre.

Ist allerdings die Harnröhre oder die Schließmuskelregion vom Blasenkrebs betroffen, kann unser Facharzt keine Verbindung zwischen der neuen Harnblase und der Harnröhre schaffen. In diesem Fall kann die neue Blase mit einem neuen Schließmuskel aus einem Stück eingestülpten Dünndarm kombiniert werden, der von innen an den Nabeltrichter angeschlossen wird (katheterisierbares Nabelstoma, Nabelpouch). Zwischen Nabel und neuer Blase wird ein Kanal geschaffen, über welchen der Urin regelmäßig mithilfe eines Katheters aus der Ersatzblase entfernt werden kann. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, die Harnleiter direkt in den Enddarm zu verlegen (Sigma-Rektum Pouch, Enddarmblase), der dann gleichzeitig als Reservoir für den Urin und den Stuhl dient. Beide werden nach dem Eingriff einfach über den After ausgeschieden.

Sind diese später nicht sichtbaren Verfahren nicht möglich, kann schließlich ein sogenanntes Ileum-Conduit erforderlich werden. Ein Ileum-Condiut ist ein künstliches Rohr aus Dünndarmteilen, das den Urin über eine Öffnung in der Bauchdecke in einen äußeren Urinbeutel (Stoma) ableitet. Diese einfachste Form der Harnableitung wird häufig bei älteren Betroffenen und Menschen mit schweren Begleiterkrankungen durchgeführt, da die Operationszeit wesentlich kürzer und damit die Belastung geringer ist.

Welches Verfahren schließlich für Sie in Betracht kommt, ist letztlich von Ihrem individuellen Befund abhängig. Unser Facharzt wird Sie im Vorfeld der Behandlung ausführlich über Ihre Optionen sowie die mit diesen einhergehenden Vor- und Nachteilen aufklären.

Was passiert nach dem Eingriff?

Nach dem Eingriff werden Sie zur Kontrolle und Versorgung noch bis zu zwei Wochen in unserer Klinik verbleiben. In dieser Zeit erlernen Sie auch die an Ihre neue Harnableitung anzupassenden Techniken des Wasserlassens bzw. der Harnentleerung. Wir empfehlen Ihnen zudem eine Anschlussheilbehandlung in einer spezialisierten Reha-Klinik.

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