Kammerflimmern: Was es ist, wie es entsteht und worauf man achten muss

Kammerflimmern ist eine akut lebensbedrohliche Herzrhythmusstörung, bei der die Herzkammern nicht mehr koordinierte Kontraktionen ausführen, sondern in einem hochfrequenten, flimmernden Zustand verbleiben. Dieser Zustand führt dazu, dass kein wirksamer Blutfluss mehr möglich ist – es droht der plötzliche Herztod.

Symptome von Kammerflimmern

Die Symptome treten meist ohne Vorwarnung auf und sind dramatisch:

• Plötzlicher Bewusstseinsverlust
• Keine tastbaren Pulse
• Blasse bis bläulich verfärbte Haut
• Schnappatmung oder Atemstillstand
• Keine Reaktion auf Ansprache

Diese Anzeichen machen Kammerflimmern zu einem absoluten Notfall. Bereits wenige Minuten ohne Wiederbelebungsmaßnahmen können zu bleibenden Schäden (irreversible Hirnschäden) oder zum Tod führen.

Ursachen: Warum kommt es zu Kammerflimmern?

Die Ursachen sind vielfältig, meist jedoch Herzerkrankungen zugrunde liegend. Zu den häufigsten Auslösern gehören:

• Akuter Herzinfarkt
• Koronare Herzkrankheit (KHK)
• Kardiomyopathien
• Herzmuskelentzündungen
• Elektrolytstörungen (z. B. Hypokaliämie, Hyperkaliämie)
• Stromunfälle
• Medikamentenintoxikationen
• Angeborene Herzfehler

Klassifikation: Primär, sekundär, idiopathisch

Kammerflimmern kann in verschiedene Typen eingeteilt werden:

• Primäres Kammerflimmern:Tritt ohne strukturelle Herzerkrankung auf, meist im Rahmen eines akuten Infarkts.
• Sekundäres Kammerflimmern:Komplikation bestehender struktureller Herzerkrankungen.
• Idiopathisches Kammerflimmern:Kein klarer Auslöser oder strukturelle Ursache auffindbar.
• Refraktäres Kammerflimmern:Reagiert nicht auf initiale Defibrillationsversuche.

Risikofaktoren & Vorboten

Auch wenn Kammerflimmern meist plötzlich auftritt, gibt es in manchen Fällen Vorzeichen:

• Palpitationen oder „Herzrasen“
• Thorakales Engegefühl
• Schwindel
• Vorherige Episoden von ventrikulärer Tachykardie
• Bekannte strukturelle Herzerkrankungen

Risikofaktoren umfassen:

• Männliches Geschlecht
• Alter über 45
• Bestehende KHK oder Infarktgeschichte
• Elektrolytstörungen
• Herzinsuffizienz oder eingeschränkte linksventrikuläre Funktion
• Genetische Disposition

Sonderformen und Begleitphänomene

• Feines Kammerflimmern:Schwächere elektrische Aktivität, oft schwerer zu erkennen
• Kurzes Kammerflimmern:Manchmal selbstlimitierend, birgt aber hohes Risiko
• Kammerflimmern nach Stromschlag:Besonders bei Starkstromunfällen
• Ventrikuläre Fibrillation:medizinischer Fachbegriff für Kammerflimmern

ICD-Klassifikation

Kammerflimmern ist im ICD-10 unter I49.0 verzeichnet. Diagnostisch ist es per EKG eindeutig sichtbar: Es zeigt sich als chaotische, hochfrequente Linie ohne erkennbare QRS-Komplexe.

Ein gezieltes Wissen über Formen, Ursachen und Symptome von Kammerflimmern kann im Notfall Leben retten. Eine sofortige Reaktion durch Defibrillation und Reanimation ist entscheidend. Bei Risikopatienten kann ein implantierbarer Kardioverter-Defibrillator (ICD) Leben schützen.

Weitere Informationen

• Kammerflimmern erkennen und diagnostizieren
• Optionen der Behandlung