Einsatz von Botulinumtoxin in der Neurologie –

bei Migräne, Dystonien und Spastik

Einsatz von Botulinumtoxin in der Neurologie und Psychiatrie

Botulinumtoxon wird in der Neurologie therapeutisch ausgenutzt, um überaktive Muskeln durch fehlgesteuerte Nervenimpulse zu beruhigen. Hierzu werden lediglich kleinste Mengen des Toxins als Injektionslösung in die betroffenen Muskelpartien gespritzt (= intramuskuläre Injektion). In den behandelten Muskelpartien wird die Ausschüttung von Acetylcholin und damit die neuromuskuläre Übertragung blockiert. Der überaktive Muskel wird so durch eine gezielte Lähmung ruhiggestellt.

Botulinumtoxin wirkt dabei ausschließlich lokal. Eine systemische (auf den gesamten Körper bezogene) Wirkung findet nicht statt.

Zu den mit Botulinumtoxin behandelbaren neurologischen Erkrankungen gehören in erster Linie Dystonien, Spastiken und chronische Migräne. Die Behandlung mit Botox verbessert die Beweglichkeit der von einer Dystonie oder Spastik betroffenen Muskeln und erleichtert so Alltagsverrichtungen. Sie beugt zudem Komplikationen wie beispielsweise dauerhaften Kontrakturen (Einschränkung der Beweglichkeit von Gelenken) vor.

Allgemeiner Behandlungsablauf der Botulinumtoxin-Therapie

Zunächst wird sich unser Spezialist aus dem Fachbereich Neurologie und Psychiatrie in unserer Klinik in Berlin im Rahmen eines Anamnesegesprächs ausführlich mit Ihnen unterhalten. Hierbei wird er Ihre Diagnose anhand der für Ihre Erkrankung charakteristischen Bewegungsmuster absichern und Sie ausführlich beraten. Gegebenenfalls wird er zusätzliche neurologische Test und bildgebende Verfahren (CT, MRT) durchführen. Diese dienen der genauen Bestimmung des Spannungs- und Funktionszustands der betroffenen Muskelpartien sowie der Behandlungsplanung.

Die sich anschließende Behandlung mit Botox dauert dagegen nur wenige Minuten. Bei dieser injiziert unser Facharzt das Botulinumtoxin mit einer sehr feinen Injektionsnadel in die zu behandelnden Muskeln. Hierbei kann unser Spezialist gegebenenfalls eine EMG-Nadel zur Injektionskontrolle verwenden (Elektromyografie-geführte Injektion). Die Dosis ist von der Größe des zu behandelnden Muskels sowie Ihrer individuellen Sensibilität abhängig ist. Um Nebenwirkungen vorzubeugen, verabreicht unser Neurologe zudem in der ersten Sitzung die kleinstmögliche Menge.

Wirkungseintritt und Wirkdauer

Nach der Behandlung dauert es mehrere Tage, bis Sie die ersten Effekte spüren. Die volle Wirkung zeigt sich nach etwa zwei bis drei Wochen. Daher wird unser Facharzt in der dritten bis vierten Woche nach der Injektion einen Kontrolltermin bei uns in der MEOCLINIC in Berlin mit Ihnen vereinbaren.

Nach der Entfaltung der vollen Wirkung kommt es anschließend über mehrere Wochen zu einer sogenannten Reinnervierung (Wiederaufnahme der Signalübertragung) des behandelten Muskels, bis die Wirkung schließlich nach 12 bis 16 Wochen wieder nachlässt. Die Therapie ist entsprechend rein symptomatisch und beseitigt nicht die Ursachen Ihrer Erkrankung. Daher muss die Botulinumtoxin-Behandlung regelmäßig nach etwa 12 Wochen wiederholt werden. In jeder Sitzung wird unser Facharzt die Dosis gegebenenfalls an den vorher beobachteten Wirkeffekt anpassen.

Behandlung mit Botulinumtoxin bei Dystonien

Bei Dystonien zwingen unwillkürliche Muskelkontraktionen Kopf, Rumpf und Extremitäten zu einer unnatürlichen Bewegung oder zu abnormen, sich wiederholenden Bewegungen. Deren Heftigkeit kann dabei durch emotionale Erregung, beim Gehen oder auch während des Aufenthalts unter Menschen verstärkt werden. Die Erkrankung ist chronisch fortschreitend, kann zwischendurch aber auch über einen längeren Zeitraum frei von Krankheitszeichen verlaufen. Die Ursachen sind bislang nicht vollständig geklärt. Bei einem Teil der Betroffenen ist die Erkrankung auf eine Genmutation zurückführbar, bei einem anderen Teil ist sie die Folge einer anderen Erkrankung wie beispielsweise einer Stoffwechselstörung. Auch strukturelle Läsionen durch einen Tumor oder ein Trauma können eine Dystonie auslösen.

Da die unwillkürlichen Muskelkontraktionen auf eine Fehlsteuerung der die betroffenen Muskeln aktivierenden Nerven zurückgehen, kann unser Spezialist bei bestimmten Dystonien die fehlgeleitete Signalübertragung zwischen Gehirn und Muskel mit Botulinumtoxin ausschalten. Zu den behandelbaren Dystonien gehören vor allem fokale und segmentale Dystonien. Bei diesen Dystonien sind eine bzw. zwei benachbarte Körperregionen betroffen und erlauben so eine gezielte Botox-Behandlung. Die Behandlung mit Botulinumtoxin ist bei Dystonien folgender Ausprägung möglich:

  • Blepharospasmus: Hier führt eine Dauerkontraktion des Augenringmuskels zu einem ein- oder beidseitigem Lidkrampf.
  • Torticollis spasmodicus (auch zervikale Dystonie): Bei dieser führt die Kontraktion der Halsmuskulatur zu einer unwillkürlichen Drehbewegung und Schiefhaltung des Kopfes (Schiefhals).
  • Meige-Syndrom: Beim Meige-Syndrom liegt neben einem Lidkrampf zusätzlich eine fehlgesteuerte Kontraktion zwischen Kiefer- und Mundmuskulatur (sogenannte oromandibuläre Dystonie) vor.
  • Beschäftigungsdystonien: Diese aufgabenspezifischen Dystonien werden durch sich ständig wiederholende Bewegungsabläufe beim Schreiben, Musizieren oder Golfen hervorgerufen.

Behandlung mit Botulinumtoxin bei Spastik

Botulinumtoxin ist daneben bei fokalen Spastiken, die auf ein oder zwei benachbarte Bewegungssegmente beschränkt sind, hochwirksam. Bei einer Spastik ist die Muskelspannung aufgrund einer Schädigung des Zentralen Nervensystems krankhaft erhöht. Die überaktiven Muskeln verhärten und versteifen. Botulinumtoxin löst hier die Muskelversteifungen auf, indem es zu einer schlaffen Lähmung führt.

Zugelassen ist die Behandlung mit Botulinumtoxin bei Spastik der oberen Extremitäten. Aber auch bei den unteren Extremitäten wird Botulinumtoxin erfolgreich eingesetzt. Beispiele, die gut auf Botulinumtoxin ansprechen, sind unter anderem:

  • Beugespastiken im Bereich von Ellenbogen und Knie
  • unterschiedliche Hand- und Fingerfehlstellungen
  • Arm-/Handspastik nach Schlaganfall
  • spastischer Spitzfuß bei infantiler Zerebralparese

Nach der Injektion bewegt unser Facharzt das behandelte Gelenk durch, um die Effektivität zu verbessern. Auch eine physiotherapeutische Nachbehandlung kann durch unseren Spezialisten verschrieben werden.

Behandlung mit Botulinumtoxin bei Migräne

Daneben kann unser Neurologe Botulinumtoxin zur Linderung einer chronischen Migräne bei Erwachsenen injizieren. Eine Behandlung mit Botulinumtoxin ist bei Migräne Patienten möglich, die im Vorfeld schlecht auf andere prophylaktische Migränebehandlungen reagiert oder diese nicht vertragen haben. Unsere Experten bezeichnen eine Migräne als chronisch, wenn diese über mindestens 3 Monate an mehr als 15 Tagen im Monat auftritt. Sie ist oftmals eine Komplikation bei einer Migräne ohne Aura.

Chronische Migräne wird heute mit einer Überregbarkeit der Hirnrinde sowie Erhöhung der Empfindlichkeit für Schmerzreize in Verbindung gebracht. Botulinumtoxin greift aufgrund seiner Effekte modulierend in diesen Wirkmechanismus ein und lindert so die Migränebeschwerden.

Während der Behandlung injiziert unser Spezialist kleinste Botulinumtoxin-Einheiten in eine Reihe von Kopfmuskeln im Bereich von Stirn, Nasenwurzel, dem seitlichen Kopfbereich und Hinterkopf. Sollten Sie zudem unter starken Verspannungen in der Schulter oder im Nacken leiden, kann unser Arzt auch diesen Bereich mit Botulinumtoxin behandeln.

Wann ist eine Botulinumtoxin-Therapie auszuschließen?

Bei bestimmten Erkrankungen wie Myastenia gravis sowie Muskelschwäche und Muskelschwund ist eine Botulinumtoxin-Therapie nicht ratsam. Auch während der Schwangerschaft und Stillzeit sollte das Toxin nicht zur Anwendung kommen. Sollten Sie bestimmte Antibiotika einnehmen, darf die Behandlung erst nach Abschluss der Antibiotikatherapie durchgeführt werden. Ferner müssen Sie unseren Spezialisten vor der Behandlung darüber aufklären, falls Sie gerinnungshemmende Arzneimittel wie ASS, Marcumar oder Clopidolgrel einnehmen.

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